Geschäftsbericht 2023

Der Energiesektor ist stets im Wandel. Erfahren Sie, welche Meilensteine Stadtwerk Winterthur erreicht hat und welche Herausforderungen uns aktuell beschäftigen.

Wissenswertes zum Geschäftsbericht 

 

Der Geschäftsbericht des vergangenen Jahres erscheint jeweils im Mai des Folgejahres. Er enthält Finanzzahlen, Fakten und Informationen zu Entwicklungen in den Geschäftsfeldern von Stadtwerk Winterthur.

292,2

Millionen

–21,5

Millionen

389

Wärmenetze zentral für nachhaltiges Heizen

 

In mehreren Volksabstimmungen hat sich Winterthur Energie- und Klimaziele gesetzt. Der grösste Einfluss, den Stadtwerk Winterthur bei der Erreichung dieser Ziele hat, liegt bei der Raumwärme: Durch die allmähliche Stilllegung des Gasnetzes wird das fossile Erdgas nach und nach durch umweltfreundlichere Energieträger ersetzt.

 

Als Alternative setzt die Stadt auf Wärmenetze, das heisst auf die Fernwärme (Abwärme aus der Kehrichtverwertung) und auf Quartierwärmeverbünde (Wärme aus lokalen, CO2-armen Energieträgern). Diese können dereinst bis 45 Prozent des Winterthurer Wärmebedarfs decken. Im Jahr 2023 hat der Stadtrat in diesem Sinne diverse Beschlüsse gefasst (vgl. S. 14). Dass dabei der Gasrückzug nicht überall auf Zustimmung stösst, war zu erwarten. Doch um die Energiewende zu schaffen, genügt ein Bekenntnis zum Klimaschutz nicht, es braucht auch konkrete Massnahmen. Um die ehrgeizigen Energie- und Klimaziele Winterthurs zu erreichen, ist das Engagement aller Beteiligten nötig: der Stadtverwaltung, der politischen Gremien wie auch der Winterthurer Bevölkerung.

 

Zwei Grossprojekte

Zur Kehrichtverwertung wie auch zur Abwasserreinigung betreibt Stadtwerk Winterthur zwei grosse technische Anlagen. Bei beiden stehen grössere Investitionen an. Bei der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) muss die aus dem Jahr 1993 stammende Verbrennungslinie 2 ersetzt werden. Mit diesem Projekt verbunden ist u. a. auch eine Erneuerung der Rauchgasreinigung. Dabei soll neu deren Abwärme genutzt werden. So wird es möglich, bei gleichbleibender Verbrennungskapazität für die Fernwärme 30 Prozent mehr Wärme zu gewinnen. Anfang Dezember 2023 hat der Stadtrat den entsprechenden Kreditantrag über 293 Millionen Franken an das Winterthurer Stadtparlament überwiesen. Da es um sehr viele Gebührengelder geht, hat der Stadtrat das Projekt zuvor von unabhängiger Seite überprüfen lassen. Diese Zweitmeinung hält das Projekt für zweckmässig und die Kosten für realistisch.

 

Noch nicht so weit ist das Projekt des Ausbaus der Abwasserreinigungsanlage (ARA). Hier gilt es, die Ansprüche und Vorgaben sehr vieler Stellen und Interessensgruppen unter einen Hut zu bringen. 2023 ist Stadtwerk Winterthur hier einige Schritte weitergekommen, doch die zeitliche Dringlichkeit nimmt zu. Insbesondere müssen die raumplanerischen Voraussetzungen für die Vergrösserung des ARA-Areals geschaffen werden.

 

Rückläufige Erträge

Eine Energiemangellage ist 2023 glücklicherweise nicht eingetreten, doch die hohen Preise auf den Energiemärkten drücken auf das finanzielle Resultat von Stadtwerk Winterthur, ebenso der Rückzug aus der lukrativen Gasversorgung. Die Vergütung von Stadtwerk Winterthur an den steuerfinanzierten Haushalt der Stadt Winterthur wird deshalb erneut tiefer ausfallen als in früheren Jahren.

 

Erfreulich ist, dass es Stadtwerk Winterthur auch 2023 gelungen ist, seine umfangreichen Aufgaben bei der Energie- und Wasserversorgung sowie bei der Kehricht- und Abwasserentsorgung gut zu erfüllen.

Stefan Fritschi, Stadtrat, Vorsteher Departement Technische Betriebe

512

Mio. kWh

13

Mio. m3

186 328

Tonnen

Auf allen Ebenen gefordert

 

In Winterthur ging im Jahr 2023 die Anzahl Gasheizungen um 7 Prozent zurück. Damit sind mehr Kundinnen und Kunden auf erneuerbare Heizsysteme umgestiegen, als aufgrund des kantonalen Verbots neuer Öl- und Gasheizungen und der jährlichen Erneuerungsrate zu erwarten gewesen wäre. Mit dem Ausbau unserer Wärmenetze unterstützen wir diesen Trend und damit die Klimaziele der Stadt Winterthur. 2023 haben wir hier wesentliche Fortschritte erzielt. So starteten wir die Bauarbeiten zur Erweiterung des Quartierwärmeverbunds Sulzer Stadtmitte und haben diverse neue Kundinnen und Kunden an die Fernwärme angeschlossen. Zudem konnte das Projekt zur Erneuerung der Verbrennungslinie 2 der Kehrichtverwertungsanlage zuhanden des Stadtparlaments verabschiedet werden. Dieses Projekt ist unabdingbar für den Ausbau der Wärmenetze, denn es erlaubt, aus gleich viel Abfall rund 30 Prozent mehr Wärme zu gewinnen.

Des Weiteren arbeiten wir daran, die beiden Eigenwirtschaftsbetriebe Fernwärme und Energie-Contracting (Quartierwärmeverbünde) zusammenzuführen, um dereinst einheitliche Wärmetarife anbieten zu können.

 

Der Ausbau der Fotovoltaik auf städtischen Dächern kommt gut voran. Mit neun neuen Solarstromanlagen wurden 2023 über 500 Kilowatt elektrische Leistung zusätzlich installiert.

 

Bessere Positionierung als Arbeitgeber

Durch die verstärkte Nutzung sozialer Medien ist es 2023 gelungen, Stadtwerk Winterthur als Arbeitgeber besser sichtbar zu machen. So konnten viele Vakanzen und Lehrstellen adäquat besetzt werden. Dennoch ist der Fachkräftemangel weiterhin eine grosse Herausforderung.

 

Angespannt bleibt die finanzielle Lage. Insbesondere im Stromhandel waren deutliche Verluste zu verbuchen. Grund dafür war zum einen, dass die Kosten für den Ankauf von Strom höher ausfielen, als bei der Tariffestlegung angenommen. Zum anderen erfuhr eine Beteiligung im Bereich der erneuerbaren Energieproduktion eine deutliche Wertberichtigung. Weiter haben die wegen der drohenden Energiemangellage umgesetzten Energiesparmassnahmen sowie die milde Witterung vor allem im Gasgeschäft zu einem reduzierten Absatz geführt. Erfreulich war, dass die Geschäftsbereiche Telekom und Energie-Contracting erneut positive Ergebnisse verzeichnen konnten. Insgesamt muss Stadtwerk Winterthur im Berichtsjahr einen Verlust ausweisen. Deshalb wurde Ende 2023 ein Programm zur Kostensenkung und zur Ertragssteigerung gestartet, um nachhaltig finanzielle Verbesserungen zu erzielen.

 

Grosser Einsatz der Mitarbeitenden

Stadtwerk Winterthur hat ein sehr anspruchsvolles Jahr hinter sich. Die Herausforderungen hätten sich ohne das starke Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht meistern lassen. Sie haben an allen Fronten angepackt und sich ins Zeug gelegt. Dafür spreche ich ihnen im Namen der Geschäftsleitung meinen herzlichen Dank aus.

 

Zu den Bildern des Geschäftsberichts 

Lebensmittel geben dem Menschen Energie. Manchen wird sogar eine speziell wärmende Wirkung zugeschrieben. Die Fotos in unserem Geschäftsbericht nehmen dieses Thema beispielhaft auf.

Marco Gabathuler, Direktor Stadtwerk Winterthur

2023

Das Jahr in Kürze 

Im Winter 2022/2023 ist die ausreichende Verfügbarkeit von Strom und Gas infrage gestellt. Eine Energiemangellage droht in ganz Europa. Anfang Januar erhalten deshalb alle Haushalte in Winterthur die Informationsbroschüre «Stromversorgung – Rollierende Abschaltungen». Sie dient zur Sensibilisierung der Bevölkerung, falls der Strom wegen einer Strommangellage stundenweise abgestellt werden müsste.

Neben der Geschäftskundschaft von Stadtwerk Winterthur können nun auch Privatkundinnen und -kunden das digitale Kundenportal von Stadtwerk Winterthur nutzen und dort ihren Stromverbrauch sowie ihre Energierechnungen einsehen.

In der Nacht auf den 1. März brennt es im Untergeschoss einer der beiden Verbrennungslinien der Kehrichtverwertungsanlage in der Grüze. Die Feuerwehr bringt das Feuer rasch unter Kontrolle. Es entsteht jedoch erheblicher Sachschaden mit einem zweimonatigen Stillstand der Verbrennungslinie. Die Annahme von Abfall und seine Verwertung können dennoch gewährleistet werden.

Am 3. April wird eine neue Mittelspannungsanlage im Unterwerk Grüze in Betrieb genommen. So kann das wachsende private Rechenzentrum in Neuhegi weiterhin mit genügend Strom versorgt werden. Der Stadtrat hebt am 14. April die wegen der drohenden Energiemangellage ergriffenen Energiesparmassnahmen auf.

Mitte Mai erhält der Quartierwärmeverbund Wyden in Wülflingen einen zusätzlichen Holzheizkessel. Er verdoppelt die mögliche Wärmelieferung der Heizzentrale. Weil weniger Gas verbrannt wird, erhöht sich hier der Anteil erneuerbarer Energie von 65 auf 85 bis 90 Prozent.

 

Der im Januar 2023 in Kraft getretene neue kommunale Energieplan der Stadt Winterthur sieht vor, dass die Gasversorgung – aus Gründen des Klimaschutzes – in grossen Teilen des Stadtgebiets stillgelegt wird. Mit einer neuen Vollzugsverordnung regelt der Stadtrat die Entschädigung des Restwerts von Gasinstallationen, wenn sie aufgrund einer Stilllegung des Gasnetzes vorzeitig ausser Betrieb genommen werden müssen.

 

Am 11. Mai muss Stadtwerk Winterthur erstmals seit Langem ein negatives

Geschäftsergebnis (–6,6 Mio. Franken) vermelden. Exorbitant gestiegene Energiepreise und Sondereffekte in der Energiekrise 2022 belasteten das Geschäftsergebnis von Stadtwerk Winterthur.

 

Der Stadtrat informiert Mitte Mai über ein Massnahmenpaket zum Ausbau der Wärmenetze in Winterthur. Dieses soll dazu beitragen, die energie- und klimapolitischen Ziele der Stadt zu erreichen. Herzstück ist der erste Teil eines Masterplans, der den kommunalen Energieplan konkretisiert.

Am 11. Juni führt ein Leck im Klärgasspeicher der Abwasserreinigungsanlage zu einem Grosseinsatz von Feuerwehr und Polizei. Das Gebiet wird grossräumig abgesperrt, kann aber schon wenige Stunden später wieder freigegeben werden.

Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz) und Stadtwerk Winterthur beabsichtigen, gemeinsam Windprojekte an den vom Kanton Zürich definierten Standorten umzusetzen. So liesse sich die Versorgung mit Winterstrom verbessern. Die Regierungen der Städte Zürich und Winterthur sowie die EKZ-Geschäftsleitung vereinbaren Mitte Juli eine entsprechende Zusammenarbeit.

Im Rahmen eines Konsortiums erhält Aventron – eine Gesellschaft, an der auch die Stadt Winterthur beteiligt ist – vom Bundesamt für Strassen den Auftrag, auf 45 Schweizer Autobahnraststätten Fotovoltaikanlagen zu installieren.

 

Stadtwerk Winterthur gibt am 25. August bekannt, dass die Stromtarife auf Anfang 2024 um durchschnittlich knapp 30 Prozent steigen werden. Grund sind die hohen Einkaufspreise auf den Strommärkten.

Kupfer ist teuer und wird deshalb regelmässig gestohlen. Dies geschieht Mitte September auch beim Stufenpumpwerk Kemptthal von Stadtwerk Winterthur, wo Diebe im Dachbereich die Kupferabschlüsse sowie den Blitzschutzleiter abmontieren.

 

Die städtische Taskforce Energiemangellage veröffentlicht ihren Tätigkeitsbericht 2022/2023. In den Wintermonaten wurden 29 Prozent weniger Gas verbraucht (Bundesvorgabe: 15%), aber nur 3 Prozent weniger Strom (Bundesvorgabe: 10%) – ein schweizweit feststellbares Phänomen. Vor allem dank dem milden Winter 2022/2023 ist keine Energiemangellage eingetreten.

Das Projekt «Neuwiesen Süd» ist eine Erweiterung des Quartierwärmeverbunds Sulzer Stadtmitte. Am 17.Oktober starten die Bauarbeiten.

 

Wenn der Strom ausfällt, muss die Trinkwasserversorgung trotzdem gewährleistet bleiben. Deshalb findet im Oktober intern bei Stadtwerk Winterthur die Übung «Blackout» statt. Das Fazit ist überaus positiv.

 

Am 21.Oktober ereignet sich in der Breitestrasse erneut ein Bruch der über 70-jährigen Hauptwasserleitung. Die vielbefahrene Strasse wird für zwei Wochen gesperrt. Der Winterthurer Stadtrat lehnt die zustande gekommene kommunale Volksinitiative zur Wiedereinführung eines Atomstromprodukts ab. Grund dafür ist, dass sich die Winterthurer Stimmbevölkerung mehrmals deutlich für den Ausstieg aus der Kernenergie und den nicht erneuerbaren Energien ausgesprochen hat.

Für den Ersatz der 30-jährigen Verbrennungslinie 2 der Kehrichtverwertungsanlage und die Erneuerung der Rauchgasreinigung sind Investitionen von 293 Millionen Franken notwendig. Durch die Nutzung der Abwärme der Rauchgasreinigung können rund 30 Prozent mehr Fernwärme gewonnen werden. Der Stadtrat stellt im Dezember beim Stadtparlament den entsprechenden Kreditantrag. Die Stimmbevölkerung wird 2024 darüber abstimmen.

 

Der Stadtrat beschliesst Kredite von gesamthaft gut 1,5 Millionen Franken für den Bau von Fotovoltaikanlagen auf Dächern von neun städtischen Liegenschaften. Die Anlagen produzieren künftig Solarstrom für 140 durchschnittliche Familienhaushalte.

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Stadtwerk Winterthur

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